Kurzer Überblick der Geschichte der deutschen Minderheitenselbstverwaltung von Pesterzsébet
Kurzer Überblick der Geschichte der deutschen Minderheitenselbstverwaltung von Pesterzsébet
(Viktor Pócsik – József Brauer-Benke
Ungarndeutsche in Pesterzsébet 2006, Budapest)
Die deutsche Minderheitenselbstverwaltung von Pesterzsébet
Mit der Möglichkeit, deutsche Minderheitnselbstverwaltungen (DMSV) zu gründen lebte man im Jahre 1994 in elf Budapester Bezirken. Damals kam es in Pesterzsébet noch nicht zur Entstehung dieses Gremiums, wie in Soroksár. Im November 1995 entstanden in Budapest in weiteren acht Bezirken deutsche Minderheitenselbstverwaltungen, auch in Pesterzsébet. Der Vorsitzende wurde Péter Hertelendi, der Vizevorsitzende Gábor Thomann, die Mitglieder waren Frau Csepregi, Frau Gabriella Fábián-Borcsányi und Frau Vilma Sturcz. Die hohe Zahl der an die deutschen Kandidaten gegebenen Stimmen zeigt, dass außer der Deutschstämmigen – unter ihnen sicherlich viele, die ihre Muttersprache und Identität schon fast völlig verlorene Personen – viele mit der deutschen Minderheit sympatisierende Ungarn es für wichtig hielten, dass die interessenvertretung der deutschen Minderheit entsteht.[1]
Die Aufgaben der deutschen Minderheitenselbstverwaltung fasst György Lauer folgendermaßen zusammen:
„Die deutschen Minderheitenselbstverwaltungen in Budapest bedeuten aus vielen Hinsichten eine neue Form der Minderheitenarbeit. In der neuen Situation, … wo die Deutschen weder Hochdeutsch, noch ihren ursprünglichen Dialekt sprechen, … werden die Mitglieder der Volksgruppe und ihre Leiter vor eine strenge Herausforderung gestellt: In erster Linie geht es darum, ob es gelingt, … den Fortbestand des Budapester Deutschtums zu sichern.“[2]
Die oben geschilderte Situation trifft auch der Pesterzsébeter Deutschen zu. In dieser Situation organisierte die deutsche Minderheitenselbstverwaltung organisierte als Teil der Unterrichtskonzeption der Budapester Deutschen Selbstverwaltung den deutschen Nationalitätenunterricht. Eines der größten Erfolge der Minderheitenselbstverwaltung von Pesterzsébet ist diese Tatsache. Die DMSV gab zeischen 1996 und 2000 ein zweisprachiges, kostenloses Blatt unter dem Titel „A mi újságunk – Unsere Zeitung“. Aus finanziellen Gründen wurde die Hearausgabe 2000 eingestellt.
Schon in der ersten Zeit erfolgte die Gründung der Vereine des Pesterzsébeter Deutschtums: Rentnerklub „Edelweiß“, Freundeskreis der deutschen Minderheitenselbstverwaltung, Ratgebergremium „Weißer Tisch“ und Verein des Verbandes für deutsche Traditionspfleger (VVDT).
Nach einigen Jahren kann man heutzutage behaupten, dass der einzige lebensfähige Verein der VVDT war, den bis zu ihrem Tod, 2010 Frau Anna Szujer leitete. Der Verein ist weiterhin aktiv. Die wichtigste Zielsetzung des Vereins ist die Wiederbelebung und Pflege der deutschen kulturellen, gesellschaftlichen und kirchlichen Traditionen der Pesterzsébeter Deutschen. Unter seinen Veranstaltungen sind u. a. Ausflüge und die damit verbundene Kontaktaufnahme mit anderen deutschsprachigen Gemeinschaften z. B. in Ceglédbercel, Újhartyán und Berkenye. Der Verein nimmt aktiv an der Abwicklung der Veranstaltungen („Októberfeszt“, Osternball, usw.) der DMSV teil, außerdem übt er karitative Tätigkeit aus (Besuch und Schenkung von kleinen Geschenken den Alten und den behinderten Kindern).
2001 wurde der Rentnerclub Sissi innerhalb des VVSTs gegründet. Außer den Klubnachmittagen organisieren die Mitgleieder Ausflüge in schwäbische Dörfer.
Die DMSV veranstaltete 2004 bereits das fünfte Mal das Rezitationswettbewerb „Sissi“, wo man ein Gedicht aus den Werken der Königin Elisabeth und ein deutsches oder ungarndeutsches Gedicht vorträgt.
Im Herbst 1998 wurden die folgenden Personen in die DMSV gewählt: Péter Hertelendi-Härtlein (Vorsitzender), Gábor Thomann (Vizevorsitzender), Frau Csepregi, Frau Hilda Bélteczky-Szende und Frau Krisztina Fröhlich (Mitglieder).
Am 6. Mai übergab man das Kinderlager in Berkenye, das heute schon nicht mehr im Besitz der DMSV ist.
2001 wurde der Vertrag über die Zuammenarbeit zwischen den deutschen Minderheitenselbstverwaltungen von Pesterzsébet, Soroksár, Dunaharaszti und Taksony, später schloss sich auch Újhartyán an. Ziel des Vertrages ist, Zusammenarbeit in den die Minderheitenselbstverwaltungen im Allgemeinen betreffenden Fragen, gemeinsame Bewerbungen zu schreiben und gegenseitiger Besuch der Veranstaltungen, usw.[3] Diese regionale Kooperation funktioniert auch unter den Bildungsinstitutionen, die aufgezählten gaben jährlich ein gemeinsames Kalender heraus.
Im Sommer 2001 kam es zur Enthüllung der auf Kosten der Pesterzsébeter und Soroksárer DMSVen errichteten Statue „Geschwister“ von Mária Majzik auf dem Gebiet des Südbudapester Ferenc-Jahn-Krankenhauses.
Im Herbst 2002 erhielten die Kandiaten der deutschen Minderheit mehr, als 13 tausend Stimmen (65% aller auf Minderheitenkandidaten abgegebenen Stimmen).[4] Zusamensetzung der neuen DMSV war: Péter Hertelendi-Härtlein (Vorsitzender), Gábor Thomann (Vizevorsitzender), Frau Krisztina Fröhlich, Frau Anikó Fekete und Judit Bárkányi (Mitglieder).
2003 gründete die DMSV einen Preis mit dem Namen „Sissi királyné“ [Königin Sissi], den jedes Jahr ein Gremium oder eine Person erhält, die die Arbeit der DMSV am größten Maße voranbrachte. Der Preis ging zum ersten Mal, am 20. November 2003 an den Bürgermeister Ákos Szabados und den Stadtrat.
Seit dem 24. Juni 2004 ist die neue Vorsitzende der DMSV Frau Anikó Fekete. Die Vorsitzende versucht solche Veranstaltungen zu organisieren, woran viele teilnehmen können, die die Deutschen in Pesterzsébet bewegt und ihr Zusammenhalt stärkt. Es ist nicht leicht, in einer Stadt mit mehreren zehntausend Einwohnern die zerstreut lebenden, ihre Muttersprache größtenteils schon verlorenen, aber in ihrer Anzahl noch immer bedeutenden Deutschen anzusprechen – aber der Tanz und die Musik kennen keine sprachlichen Hindernisse. Das Erfolg der „Októberfeszte“ und der Faschingsbälle scheint die Richtigkeit dieser Konzeption zu unterstützen.
Die deutsche Sprache ist natürlich nicht zu vernachlässigen: In den Institutionen mit Nationalitätenunterricht erhielten in den vergangenen Jahren mehrere hundert Kinder eine derartige Bildung.
Wegen der veränderten rechtlichen Rahmen durften seit 2006 nur diejenige an der Wahl der detschen Selbsverwaltung teilnehmen, die sich in einer Liste als Deutsche registrieren. Es war die Befürchtung, dass wegen den angeführten historischen Ereignissen sich nur sehr wenige registrieren wereden. In den zwei Wahlen war aber diese Zahl um 100 und damit hatten die Deutschen den zweiten Platz nach den Roma.
Städtepartnerschaft mit dem 10. Bezirk von Frankfurt a. M.
1990 schloss Frankfurt am Main u. a. mit Budapest einen Städtepartnerschaftsvertrag, der aber in der Wirklichkeit bis jetzt nicht realisiert wurde.[5] Im Zustandekommen der Partnerschaft zwischen Pesterzsébet und dem 10. Bezirk von Frankfurt spielte oben erwähnter Rahmenvertag und begeisterte Pesterzsébeter Deutsche eine wichtige Rolle. Einige Jahre vor der Ratifizierung dieses Partnerschaftsvertages lernte Frau Anna Szujer, Leiterin des Vereins des Verbandes von deutschen Traditionspflegern nach Städtepartnerschaft suchenden Vertretern aus Frankfurt, Dr. Hannelore Otto und Melinda Hammer kennen.
Um das Vorhaben realisieren zu können, kam 2003 eine kleine Delegation aus Frankfurt zum offiziellen Besuch nach Pesterzsébet. Nach den erfolgreichen Verhandlungen besuchte eine Delegation die deutsche Stadt, mitgereist sind László Komoróczy – Vizebürgermeister, Irén Kiss – Notar, Frau Sztakó – Vizenotar, Frau Anna Szujer und Judit Bárkányi in der Vertretung der deutschen Minderheitenspelbstverwaltung. Im nächsten Monat kam es zum erneuten Besuch der Frankfurter Delegation, Ákos Szabados, Bürgermeister von Pesterzsébet und Max Schmidt, Vorsteher des 10. Bezirkes unterschrieben den Partnerschaftsvertrag. Das erste Ereignis der Partnerschaft war, als die Pesterzsébeter einen deutschen Gemischtchor empfingen.
Die Verwirklichung dieses Partnerschaftsvertrages ist ein schönes Beispiel für die Vermittler- und Brückenrolle der Ungarndeutschen zwischen Ungarn und Deutschland. Hoffentlich wird diese Partnerschaft sowohl für Pesterzsébet, als auch den Pesterzsébeter Deutschen Früchte bringen.
Deutscher Nationalitätenunterricht in Pesterzsébet
Geschichtlicher Überblick
Laut Samu Borovszky begann der Unterricht 1874 in Erzsébetfalva.[6] In diesem Jahr gründete man eine Privatschule mit einem Lehrer. Ab 1878 gab es eine Gemeindeschule ebenfalls mit einem Lehrer, zwei Jahre später, 1880 wurde die erste staatliche Elementarschule mit 2 Lehrkräften geöffnet. Danach eröffnete ihre Tore im Jahre 1900 die Schule in der Erzsébet Straße, und 1903 die Schulen in der Gyár Straße und in der Kálmán Straße.
An der Jahrhundertwende gab es schon vier staatliche Schulen in Erzsébetfalva. Der Staat finanzierte die neuen Schulen nicht ohne Hintergedanken, das Ziel wurde von Ferenc Halász eindeutig formuliert, ihn zitiert Borovszky im Folgenden:
„Ferenc Halász zeigt die eindeutige Wirkung der statlichen Schulen auf die Madjarisierung in den Siedlungen mit Nationalitätenbevölkerung. Die fremdsprachige Bevölkerung in den Siedlungen um Budapest assimiliert nur langsam, die Wirkung der staatlichen Schulen wird aber immer stärker. In den Siedlungen, wo die staatlichen Schulen schon seit längerer Zeit vorhanen sind, finden wir ein erfreuliches Bild vor. In den Siedlungen um Budapest, wo der ungarische nationale Unterricht noch nicht Fuß fassen konnte, ist die primäre kulturpolitische Aufgabe, dass der Unterricht auf deser Weise gelöst wird. Heutzutage ist dieses Problem schon größtenteils gelöst, aber es gibt noch immer Aufgaben.“[7]
Zwischen 1892 und 1908 wurden in Erzsébetfalva acht staatliche Kindergärten gegründet.[8] Das Vorhaben des Staates war auch auf diesem Gebiet die Madjarisierung, wie im Falle der Schulen. Wenn es gelingt, einer Minderheit seine Sprache zu berauben, schmilzt diese bald ins Ungarntum und nach kurzer Zeit wird sie spurlos verschwinden. Die bodenständigen Deutschen in Pesterzsébet wurden wahrscheinlich auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts sprachlich assimiliert, woran auch die Schulpolitik eine große Rolle spielen konnte.
1973 geriet der einzige deutsche Klassenzug von Nordungarn nach Pesterzsébet, hierher konnten aber wegen mangelnden Sprachkenntnissen Schüler aus Pesterzsébet kaum aufgenommen werden. Dieser Klassenzug wurde 1990 selbständig, wohin aber wegen der Verbesserung des Sprachunterrichtes in den Grundschulen, und besonders nach der Einführung der sprachlichen Vorbereitungsklasse immer mehr Kinder aus Pesterzsébet aufgenommen wurden.
Nach 1990 fing man an, den Nationalitätenunterricht in Pesterzsébet zu organisiern. Dabei spielten die folgenden Erwägungen eine Rolle:
„Da innerhalb des Deutschtums in Ungarn der Sprachverlust gerade unter den in der Hauptsstadt lebenden Deutschen am größten war – in der Hauptstadt mit zwei Millionen Einwohnern lepten nur sporadisch in einigen Bezirken größere traditionelle deutsche Gemeinschaften, wie z. B. in Soroksár, Budafok oder Óbuda –, starteten die deutschen Minderheitenselbstverwaltungen in den Bezirken gemeinsam ein deutschsprachiges Unterrichtsprogramm.“[9]
In der Schaffung der Nationalitätengruppe im Kindergarten und des deutschen Nationalitätenunterrichtes in der Grundschule erlangte der damalige Vorsitzende der DMSV, Péter Hertelendi unvergängliche Verdienste. 1996 initiierte die DMSV ein Kooperationsabkommen zwischen den Leitern der Institutionen mit Nationalitätenunterricht, das u. a. die enge Kooperation, und der gegenseitige Informationsaustausch vorantreiben möchte.[10] Aus den Zielsetzungen konnte man noch nicht alles verwirklichen, es gibt aber auch gute Zeichen dafür.
Deutscher Nationalitätenklassenzug des Lajos-Kossuth-Gymnasiums
Der deutsche Nationalitätenklassenzug wurde 1973 ins Lajos-Kossuth-Gymnasium verlegt. In die erste Klasse wurden alle Bewerber aufgenommen, nach vier Jahren legten aber nur 17 Schüler das Abitur ab.[11] Wegen den wenigen Anmeldungen organisierte man schon vom Anfang an Einschulungsreisen, wo die Schüler des Nationalitätenklassenzuges in den deutschbewohnten Ortschaften ein Programm vorführten, auch auf dieser Weise die neuen Schüler anzuwerben. In dieser Zeit waren noch die schlechten Erinnerungen lebendig, und viele wollten ihre Kinder auf keinem Fall in eine deutsche Nationalitätenschule schicken.
Zuerst hatte man nur aus der Umgebung die Schüler, später kamen Anmeldungen auch aus den fereneren Teilen des Landes (Donauknie, Umgebung von Dorog, Bakonygebirge, Westungarn) in größerer Anzahl. Nach einigen Jahren verloren die Einschulungsreisen ihre ursprüngliche Funktion, da es schon viele Anmeldungen gab, aber die Teilnehmer wurden immer mit unvergesslichen Erlebnissen reicher. Die aufgeführten Programme boten auch die Möglichkeit, dass die einstigen Alltage der Ungarndeutschen (Federschleißen, Hochzeit, Taufe, Fasching) von den Schülern thematisch bearbeitet und auf die Bühne gebracht werden. Der Chor und die Tanzgruppe der Schule wurden auf dieser Weise sehr berühmt.
Es wurde eine Tradition, dass man jedes Jahr die Weihnachtsbräuche einer Siedlung vorführte. Man veranstaltete auch den Schwabenball, wo ein jeder die Tracht seiner Heimatgemeinde trug.
Besonders am Anfang war es besonders schwer, dass zum Unterricht keine Lehrbücher zur Verfügung standen, wovon man hätte unterrichten können. Mit der Zeit wurde dieses Problem kleiner, aber im Deutschen Nationalitätengymnasium, das der Nachfolger des Klassenzuges ist, ist in einigen Fächern die Versorgung mit entsprechenden Lehrbüchern bis zum heutigen Tag nicht gelöst.
Es wurde der Schüleraustausch mit Graz in Österreich, mit Saarluis und Rotenburg in der BRD ins Leben gerufen. Es half den Schülern, einen Teil von Österreich, bzw. von Deutschland, das deutsche Schulsystem, usw. kennenzulernen.
Weil die Anmeldungen immer vermehrten, wurde ab den 1980er Jahren die Aufnahmeprüfung eingeführt. Hier wurden die Deutschstämmigen positiv diskriminiert, wenn sie nur ein wenig schlechtere Ergebnisse, als die anderen Kandidaten hatten, aber nach der Aufnahme wurden alle gleich behandelt.
Ab 1973 musste man die schwere, bahnbrechende Arbeit im Lajos-Kossuth-Gymnasium lösen, wobei die größten Verdienste Dr. Gyula Schweighoffer, ehemaliger Zisterzienser, Dr. Martin Thomann, der Direktor und Theresia Lunczer, Leiterin des Klassenzuges hatten.
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre waren schon so viele gute Kandidaten, dass man auch zwei Klassen hätte ausfüllen können, wozu es aber wegen Platzmangel keine Möglichkeit gab. Am Ende dieses Vorganges eröffnete seine Türen das Deutsche Nationalitätengymnasium, das der Nachfolger des deutschen Klassenzuges wurde.
Baross Ovi – Kindergarten Baross
Der deutsche Nationalitätenklassenzug im 1965 gegründeten Kindergarten in der Baross Straße wurde mit 2 Gruppen 1996 gestartet.[12] „Die deutschen Nationalitätenklassenzüge und – Gruppen resultierten aus bestehendem Bedarf in Pesterzsébet, der gleich mit dem Bedarf der Pädagogen mit entsprechenden Deutschkenntnissen war.“[13] Im Kindergarten hatte der spielerische Sprachunterricht auf dem entsprechenden Niveau des Alters eine jahrzehntelange Vergangenheit, so konnte man beim Anfang auf etwas baue.
Am Anfang gab es nur wöchentlich einmal, später wöchentlich zwei-dreimal deutschsprachige Beschäftigungen, heutzutage ist das Verhältnis 50-50%. Die Gruppe wird von einer Nationalitätenkindergärtnerin und von einer ungarischen Kindergartenpädagogin mit vorhandenen Deutschkenntnissen betreut. Die Kinder sind in vom Lebensalter her gemischten Gruppen, das u. a. auch dabei behilflich ist, dass das Gefühl der Unsicherheit wegen der bilingualen Umgebung nicht nur von der Kindergärtnerin, sondern auch von den größeren Kindern gemildert werden kann, und die Kinder können einander helfen.
Das Ziel des Nationalitätenunterrichtes ist außer den herkömmlichen Zielen die Kenntnis der Sprache und der Kultur der Minderheit, die Forschung und Wiederbelebung der Traditionen, die Entstehung einer Nationalitätenidentität zu fördern.[14] Diese Arbeit ist nicht einfach, weil man in den Familien nicht mehr Deutsch spricht, es blieben nur wenige Traditionen erhalten, deshalb bleibt der größte Teil der bilingualen Erziehung die Aufgabe des Kindergartens.[15]
Die Kinder können nach einem Jahr im Kindergarten schon Antworten in einem Wort auf die ihnen gestellten Fragen geben. Am Ende der 3 Jahren sind sie auf dem Niveaou des situativen Sprechens.
Die deutschen Feste (Nikolaus, Weihnachten, Ostern) werden im Kindergarten auch gefeiert, der Martinstag wird jedes Jahr mit Laternenumzug abgehalten. Die Kinder ernteten mit der Vorführung von Kindertänzen, Kreisspielen und Liedern in den vergangenen Jahren großen Beifall bie den verschiedenen Festivals im Bezirk und in der Hauptstadt.
Als Anerkennung der fachlichen Arbeit erhielt Frau Klára László-Ammer eine Auszichnung im Jahre 2000 vom deutschen Botschafter. Vielen Studentinnen – angehenden Kindergartenpedagoginnen – werden von der Westungarischen Universität dieser Kindergarten als Schauplatz ihres Praktikums empfiehlt.
Deutsches Nationalitätengymnasium
Die Gründung eines selbständigen deutschen Nationalitätengymnasiums tauchte in Pesterzsébet Ende der 1980er Jahre auf. Die Ursache war, dass trotz der vielen Anmeldungen im Lajos-Kossuth-Gymnasium in einem Jahrgang nur eine Nationalitätenklasse gestartet werden konnte. Die Wahl des Gebäudes (Serény u. 1.) des neuen Gymnasiums erfolgte aus praktischen Gründen: Die Grundschule, die früher hier war, wurde geschlossen, und so hatte der Bezirk ein freies Gebäude. Es befindet sich auf einem günstigen Ort, weil die Schule sowohl mit der Vorortbahn, als auch mit den Fernverkehrsbussen schnell zu erreichen ist.
Mit der Organisierung des selbständigen Gymnasiums wurde dr. István Schäffer beauftragt, der bis zum heutigen Tag an der Spitze der Schule steht. Damasl war es keine einfache Aufgabe, die aus dem Kossuth-Gymnasium übernommenen Pädagogen mit neuen zu ergänzen und ein einheitliches Lehrerkollegium für die Sicherung der Kontinuität zu schaffen. Schon am Ende des ersten Schuljahres musste man das Abitur mit den Viertklässlern durchführen. Es gab kaum entsprechende Lehrbücher, welcher Zustand teilweise bis heute dauert. Eine Hilfe bedeutet das 2005 in Pécs gegründete Ungarndeutsche Pädagogische Institut.
Zwischen 1990 und 1998 startete man in allen Jahrgängen zwei Parallelklassen, die schon ab dem ersten Jahr in großer Stundenzahl deutsche Sprache und Literatur, Geschichte, Geographie, Volkskunde und Gesang in deutscher Sprache unterrichtet wurden.
1999 startete man das erste Mal die sprachliche Vorbereitungsklasse für diejenige, die über nicht genügende Sprachkenntnisse verfügten. Hier wurde neben Mathematik und Ungarisch in 20 Wochenstunden sie deutsche Sprache unterrichtet. Nach der erfolgreichen Absolvierung dieses Jahres konnte man mit dem Stoff der neunten Klasse des Gymnasiums beginnen.
An dem Landeswettbewerb für Mittelschüler sind die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Fach „Deutsch als Nationalitätenfach“ immer in der Endrunde dabei. An sonstigen Wettbewerben nehmen sie auch erfolgreich teil. Die das Abitur ablegten, verfügten automatisch über eine deutsche Sprachprüfung (Mittelstufe oder Oberstufe). Praktisch alle Abiturienten erhielten das Deutsche Sprachdiplom II auch.
Unbedingt zu erwähnen ist die Nationalitätenerzihung im Gymnasium, die im Unterschied zu anderen Schulen hier eine wichtige Rolle spielt. Seit 2001 unterrichtet man 4 Jahre lang die Geschichte und die Volkskunde. Hier bietet sich die Möglichkeit, die Geschichte, Kultur, Sitten und Bräuche der seit mehreren hundert Jahren hier lebenden deutschen Nationalität vorzustellen und zu bearbeiten.
Die Schule verfügt außerdem über einen deutschen Chor, eine Laientheatergruppe und eine Tanzgruppe sind auch tätig. Das Mitmachen in diesen Kulturgruppen ist fakultativ, aber jährlich zweimal – beim Schwabenball des Gymnasiums und bei dem Klassenauftritt – zeigt ein jeder zusammen mit seiner Klasse eine Tanzkoreographie und/oder einige Lieder. Ein Merkmal des Gymnasiums ist, dass bei Feierlichkeiten alle die Trachten anziehen sollen.
Weil die Schule in erster Linie ein Nationalitätengymnasium ist, wird bei der Aufnahme das doppelte Maß verwendet. Ein jeder muss die nötigen Fertigkeiten und Fähigkeiten haben, im Gymnasium weiterlernen zu dürfen, aber Bewerber deutscher Nationalität darf nicht zurückgewiesen werden. Die Angehörige der Staatsnation dürfen nur auf die leerbleibenden Plätze aufgenommen werden. Obwohl es bei einigen Nationalitätngymnasien anderer Minderheiten sowas vorkommt, dass in einer Klasse nur minimale Schüler sind, sie gehören aber zur gegebenen Nationalität, denkt István Schäffer so, wenn Angehörige der Mehrheit das Abitur hier ablegt, werden aus ihnen den Ungarndeutschen gegenüber loyale intelligenzler sein. Dies sei beiden Volksgruppen sehr wichtig.
Einige Schüler haben die Möglichkeit, 3 Wochen in einem Schprachlager des Goethe Instituts zu verbringen (gefördert durch die BRD). Am Schüleraustausch mit Frankfurt und nderen Städten nahmen bis zu 80 % der Schüler in einer Klasse teil.
1995 erhielt das Gymnasium ein eigenes Schülerwohnheim. 2000 wurde die Mehrzweckhalle übergeben, wo man verschiede kulturelle Veranstaltungen, z. B. Theatertreffen veranstalten kann. 2005 wurde das Gebäude von außen renoviert und die Fenster ausgetauscht.
Das Deutsche Nationalitätengymnasium spielt eine wichtige Rolle im Unterrichtswesen der Südpester Region, so auch im Unterrichtswesen von Pesterzsébet. Den hier ansässigen Schwabenkindern ist die Möglichkeit vor Ort gegeben, hier die Kultur, Geschichte und Sprache kennenzulernen und anzueignen. Nach dem Abitur können 90% der Abiturienten an einer Universität oder Hochschule studieren.
Weitere Informationen über die heutige Arbeit der Bildungseinrichtungen, sowie die Vorstellung der Institute, die an der Nationalitätenbildung beteiligt sind, finden Sie beim Abschnitt „Instituten, Kontakte” auf der Website.
[1] MAYER 1998, 122.
[2] LAUER 1998, 121.
[3] KALENDER 2002, 12-13.
[4] KALENDER 2004, 23.
[5] KALENDER 2005, 88.
[6] BORVSZKY 208.
[7] Ders. 212.
[8] Ders. 207.
[9] MAYER 1998, 122-123.
[10] JAHRBUCH 1996, 13-14.
[11] LUNCZER 1998, 213.
[12] MARTON 2003, 6-7.
[13] AMMER 2000, 26.
[14] AMMER 2000, 27.
[15] BORÓK 2005, 11.